Einführung in die orientalische Medizin

Bei der Betrachtung traditioneller Naturheilverfahren oder Heilmittel ist es wichtig zu beachten, dass diese kontextabhängig von der Zeit und dem Ort waren, an dem sie verwendet wurden.

Obwohl der Prophet (saw) auf einige Heilmittel verwiesen hat, die zu seiner (saw) Zeit verfügbar waren, schloss er (saw) die moderne Medizin und ihre Vorteile nicht aus. Man sollte also nicht engstirnig werden und sich nur auf pflanzliche oder traditionelle Heilmittel beschränken, wenn das, was tatsächlich aus medizinischer Perspektive notwendig ist, ein Besuch beim Arzt, eine Röntgenaufnahmen oder eine Operation ist!

Ernährung und Krankheit

Wenn man über Gesundheit, Lebensmittel und pflanzliche Heilmittel spricht, ist es wichtig, daran zu denken, dass die Ernährung eine wichtige Rolle für die Gesundheit spielt.

Viele Krankheiten hängen mit der Ernährung zusammen, sei es eine Magenverstimmung, Übergewicht, verstopfte Arterien oder auch chronische Krankheiten (z.B. die des Magen-Darm-Trakts). 

Gemäß der islamischen Tradition wird seit jeher davon abgeraten, zu viel zu essen, und es wird uns geraten, kleine Mengen zu essen und den Magen nur zu zwei Dritteln zu füllen.

Im Koran heißt es:

Und esst und trinkt und seid nicht übermäßig (darin).

(Sure Al-A’raaf, 7:31)

Ibn Kathīr kommentierte diesen Vers:

Einer der Altvorderen sagte: Allah hat die Gesamtheit der Medizin in einem halben Vers zusammengefasst, 

“Und esst und trinkt und seid nicht übermäßig (darin).”

Al-Qurtubi kommentierte diesen Vers, nachdem er erwähnte, dass übermäßiges Essen makrūh (verpönt) ist.

Er erwähnt er die Vorteile, wenig zu essen:

“Im Essen von wenig gibt es viele Vorteile. Der Mensch bekommt dadurch einen gesünderen Körper, ein besseres Gedächtnis, einen reineren Verstand, er braucht weniger Schlaf und seine Seele ist leichter.”

Dann erwähnt Al-Qurtubi die Nachteile von übermäßigem Essen:

“Und wenn man viel isst, kommt es zur Überfüllung des Magens und zur Fäulnis von unverdauter Nahrung, und daraus entstehen die verschiedensten Krankheiten, und so benötigt er mehr Behandlung als derjenige, der wenig isst.”

Einige der Mediziner sagten, 

“Die größte Behandlung (dawa, دواء) ist die (angemessene) Abschätzung der Nahrungsaufnahme.” 

Und der Prophet (saw) hat diese Bedeutung ausreichend und vollständig erklärt, was die Rede der Ärzte beseitigt, so sagte er, 

“Der Sohn Adams füllt kein Gefäß, das schlimmer ist als sein Magen. Es genügt dem Sohn Adams, dass er genug Bissen zu sich nimmt, um seinen Rücken aufrecht zu halten (ihn leistungsfähig zu halten). Und wenn es notwendig ist, dann ein Drittel für sein Essen, ein Drittel für sein Trinken und ein Drittel für seinen Atem.” 

(Imam An-Nasāʾī und Tirmidhi) 

Imam adh-Dhahabi in seinem Buch “at-Tibb an-Nabawi”.

Wir hoffen es verständlich gemacht zu haben, dass es für die Heilung einer Person notwendig ist, nicht nur Medizin zu nehmen (“eine Ibu schlucken”), oder sich ein Mal mit Hijama / einem anderen Verfahren behandeln zu lassen.

Vielmehr ist es wichtig auch damit aufzuhören Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die den gesundheitlichen Zustand einer Person verschlimmern (Junk Food usw.).

Wer zum ersten Mal auf die im Koran und der Sunnah erwähnten Heilmittel stößt, mag vielleicht denken, dass es sich nur um einen Placebo-Effekt handelt. Mit anderen Worten, es funktioniert nur, weil die Menschen glauben, dass es funktioniert. Um dies zu untersuchen, müssen wir verstehen, worum es sich beim Placebo-Effekt handelt.

Der Placebo-Effekt

Bei dem bekanntesten Placebo-Experiment wurde Patienten unwissentlich eine leere Pille gegeben und gesagt, dass diese ihren Zustand verbessern würde.

Dadurch glaubten einige Patienten, dass die Behandlung echt sei, und dieser Glaube erzeugte die Wahrnehmung, dass es ihnen besser ging. Dieses Phänomen ist als Placebo-Effekt bekannt. Das Wichtigste dabei ist, dass das verabreichte Medikament nicht in chemische Reaktionen im menschlichen Körper eingreift, d.h. das Placebo war leer und hatte keine Wirkung.

Und zweitens war es der Glaube der Patienten, dass sie behandelt wurden, der sie sich besser fühlen ließ.

Hijama ist kein Placebo (zumindest deuten aus wissenschaftlicher Perspektive auch Studien darauf hin), denn es hat den sehr realen Effekt, nämlich dass wir Blut ausleiten.

Es handelt sich also nicht um eine wirkungslose Handlung. Wenn ein Hijama-Therapeut zu viel Blut entfernen würde, würde eine Person in Ohnmacht fallen, unabhängig davon, ob man es glauben will oder nicht. In ähnlicher Weise sind Lebensmittel, die in der Sunnah erwähnt werden, wie z.B. Honig, dafür bekannt, antibakterielle Eigenschaften und einen hohen natürlichen Zuckergehalt zu haben.

Wenn sie also konsumiert werden, haben sie einen Effekt, wie z.B. die Erhöhung des Blutzuckerspiegels einer Person – egal ob man will oder nicht. Medizinisch gesehen sind jedoch viele der Sunna-Heilmittel nicht ausreichend in groß angelegten wissenschaftlichen Studien getestet worden, um bestimmte Behauptungen zu beweisen. Und so bleiben sie im Bereich der “traditionellen” Heilmittel.

Psychische Gesundheit

Aufgrund mangelnder Aufklärung werden in einigen Gemeinschaften Menschen, die unter psychischen Problemen leiden, als “besessen” diagnostiziert.

Für viele Menschen ist der Glaube ein wichtiger Teil ihres Lebens und wenn er ignoriert wird, geraten manche Menschen in eine Krise, wie es der berühmte Psychologe Carl Gustav Jung festgestellt hat.

Carl Gustav Jung (1875-1961), ein Schweizer Psychiater, einflussreicher Denker und der Begründer der “Analytischen Psychologie”, sagte: 

“Ich habe häufig gesehen, dass Menschen neurotisch werden, wenn sie sich mit unzureichenden oder falschen Antworten auf die Fragen des Lebens zufrieden geben.”

und

“Die Mehrheit meiner Patienten bestand nicht aus Gläubigen, sondern aus solchen, die ihren Glauben verloren hatten.”